Ebrima Gisseh

© IfSB

Wo er herkommt, ist die professionelle Unterstützung von Menschen mit Behinderungen eher unbekannt. In Deutschland wird Ebrima Gisseh zum Experten für Menschen mit Einschränkungen. Derzeit macht er eine Ausbildung zum Heilpädagogen in den Zieglerschen. Theorie und ihre Verbindung mit der Praxis lernt er im Institut für Soziale Berufe (IfSB). Von der Lehreinrichtung ist er begeistert.

Geht Ebrima Gisseh durch Wilhelmsdorf, wird er laufend gegrüßt. Der halbe Ort scheint ihn zu kennen. Vor zehn Jahren kam der heute 31-Jährige aus Gambia nach Deutschland.

Sein Heimatland in Westafrika zählt zu den ärmsten Ländern der Welt. In Deutschland angekommen, war vieles neu für ihn: nicht nur das Klima, sondern auch gesellschaftliche und soziale Begebenheiten. Der Umgang mit Menschen mit Einschränkungen etwa war ihm bis dato gänzlich fremd. Fast schon befremdlich, weil es diese Form der Begleitung in Gambia nicht gibt. Lediglich einige wenige Nichtregierungsorganisationen würden Unterstützung vor allem in der Schule bieten. In der Regel aber werden Menschen mit Einschränkungen in der Familie betreut.

Fesselnde Disziplin

Rasch ergab sich bei den Zieglerschen für ihn die Möglichkeit ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) im Bereich der Behindertenhilfe abzuleisten. Die Arbeit im Kinder- und Jugendbereich hat Ebrima Gisseh rasch gefesselt. „Zu sehen, wie sich die Kinder und Jugendlichen entwickeln, hat es mir leicht gemacht, die Entscheidung zu treffen.“ Mit der Entscheidung meint er seinen Berufsweg, den er seither eingeschlagen hat.

„Sammeln“ von Fachlichkeit

Dem FSJ ließ er die Ausbildung zum Heilerziehungsassistenten folgen. Nach den zwei Ausbildungsjahren hatte er auch die Mittlere Reife in der Tasche und damit die Berechtigung zur Ausbildung zum Heilerziehungspfleger. Nach der Ausbildung wechselte er bei den Zieglerschen in den Erwachsenenbereich, wo er zwei Jahre als Heilerziehungspfleger arbeitete. Inzwischen steckt er mitten in der Ausbildung zum Heilpädagogen – im zweiten von drei Ausbildungsjahren. Bei all seinen Ausbildungen setzte er immer auf das IfSB. Hier lernt er aktuell unter anderem Inhalte der Soziologie, Psychologie, Heilpädagogik, Diagnostik, medizinisches Fachwissen, die Arten von Behinderungen sowie Entwicklungspsychologie. Mit dem praxisorientierten Unterricht etwa in Sachen Musik und Kunst gelingt der Transfer in die tägliche Arbeit. Einmal die Woche begleitet er im Rahmen der Praxisarbeit in einer anderen Einrichtung einen Jugendlichen. „Pädagogisches Fachwissen in der Praxisanwendung ist was mir am besten gefällt und am besten liegt,“ schwärmt der 31-Jährige.

Vieles ist möglich

Gisseh ist voller Lob für die Schule. „Die Lehrkräfte haben immer gezeigt: Vieles ist möglich. Ich erhielt oft Rückmeldungen, dass ich die Fähigkeiten habe. Sie haben mir immer Mut gegeben, weiterzumachen.“ Die Lehrkräfte seien jederzeit erreichbar für Fragen und Anliegen. „Ihrer Unterstützung und Offenheit habe ich vieles zu verdanken.“ Er sagt, der habe viel gelernt über Menschen, die anders sind. „Nicht die Behinderung, sondern die Person steht im Vordergrund.“

Engagement ohne Grenzen

Trotz Sprachbarrieren hat er nie das Gefühl gehabt, nicht dazuzugehören. „Deutsch – war natürlich schwierig,“ schildert er. Sein gutes Deutsch straft ihn jedoch Lügen. Gelernt hat er es unter anderem bereits in Sprachkursen während des FSJ. „Am Vormittag ging ich zur Schule und nachmittags zur Arbeit,“ beschreibt er. Ganz nebenbei erwähnt er, dass er auch die Deutsche Gebärdensprache beherrscht, die er parallel bei den Zieglerschen lernte. Sein Engagement kennt keine Grenzen. Er machte die Reha-Sport-Weiterbildung und ist heute Trainer im Behindertensport und engagiert sich bei der SV Unified Mannschaft beim TSG Wilhelmsdorf.

Bild: Ebrima Gisseh:

Ebrima Gisseh kam vor etwa zehn Jahren nach Deutschland. Aktuell macht er schon seine dritte Ausbildung im Bereich der Hilfen für Menschen mit Behinderungen bei den Zieglerschen und am Institut für Soziale Berufe (IfSB).

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