Wie geht Nachhaltigkeit?
Am Institut für Soziale Berufe (IfSB) nimmt das Thema „Bildung für eine nachhaltige Entwicklung“ zu Recht einen besonderen Stellenwert ein. In allen Ausbildungen beschäftigen sich Lehrkräfte sowie Schülerinnen und Schüler gleichermaßen mit dem Thema. Eine wichtige Grundlage für Nachhaltigkeit bietet die UN-Klimakonferenz, die unter anderem Klimaziele beschließt und mit der Agenda 2030 einen Kompass für globale Entwicklungsziele bietet. Sie gibt nicht nur Anregungen, sondern ermutigt zu nationalen Strategien zum Schutz unserer Erde. Auf Länderebene ist in Baden-Württemberg daraus unter anderem ein Ideenwettbewerb „Kleine HeldeN“ für mehr Nachhaltigkeit in Kindertagesstätten entstanden, aber auch kommunale Nachhaltigkeitsstrategien im Land beziehungsweise in unseren Kommunen, an denen sich auch die Stadt Ravensburg beteiligt.
Zahllose Beispiele für nachhaltiges Handeln
Reparaturcafés und Tauschbörsen, Bienenwachstücher herstellen oder Perlen aus Papier fertigen aber auch der eigene Gartenanbau stehen auf der Themenliste. Interessant im schulischen Bereich ist etwa auch die Erstellung von „lapbooks“. In Anlehnung an „laptop“ und „book“ gestalten die Schülerinnen und Schüler eine Mappe unter anderem mit Leporellos, Kärtchen oder Drehscheiben als Inhalt. Viele enthaltene Informationen zu einem Schlüsselthema mit Bezug auf die UNESCO-Initiative „Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE)“* sollen sie zu zukunftsfähigem Denken und Handeln befähigen. Auch das Thema Plastik steht in der Ausbildung im Fokus. Yoghurtbecher aus selbst geschmolzenem – ausschließlich sortenreinem – Kunststoff werden zum Beispiel zu Ostereiern. Diese Einheit dient dazu, Inhalte zu Recyclingmöglichkeiten, Müll und Mikroplastik zu vermitteln.
Dies sind nur ein paar wenige von zahllosen Beispielen für nachhaltiges Handeln. Mit den vielfältigsten Ideen beschäftigen wir uns in der Erzieherausbildung im Fachbereich Sozialpädagogik (FSP) jeweils ein Schulhalbjahr im Unterricht Nachhaltigkeit. Ziel ist es, das Thema auf unterschiedlichsten Ebenen in die Kitas mit einzubeziehen. Schlüsselthemen wie Ernährung, Konsum, Plastik, Papier, Mobilität oder Energie werden für und mit den Kindern erarbeitet. Dabei berücksichtigen die angehenden pädagogischen Fachkräfte die unterschiedlichsten und kreativsten Möglichkeiten, wie das Thema Nachhaltigkeit sowohl in unserer Ausbildung als auch in den Kitas umgesetzt werden kann. In der Kita kann das als Projektarbeit, als Stationenlernen oder Lernwerkstatt, als Philosophieren mit Kindern oder im angeleiteten Spiel und beim Experimentieren geschehen.
Viel Raum für „globales Lernen“
Ganz besonders wichtig ist, dass weder die Kinder noch die Schülerinnen und Schüler unter Leistungsdruck geraten oder eine vorgefasste Einstellung übernehmen müssen, sondern im Rahmen vom sogenannten „Globalen Lernen“ eigene Werte und eigene Kompetenzen erkennen sowie bewerten und entsprechend handeln können. Wir lernen gemeinsam, diese eigenen und individuellen Überzeugungen und Positionen mit anderen zu diskutieren und persönliche Ressourcen der Gemeinschaft zur Verfügung zu stellen.
Geliebte Unikate mit zweitem Leben
Ein originelles Beispiel dazu aus unserer Schule sei noch angefügt: Geschenke zu Geburtstagen oder Verabschiedungen im Kollegium werden nicht selten intensiv diskutiert. Zum Beispiel sammeln wir Jeans im Team, die als Beinkleid nicht mehr verwendet werden und schenken ihnen ein zweites Leben. Es entstehen daraus einzigartige Taschen, Decken, Mäppchen oder Buchhüllen. Diese originellen Geschenke werden von einem kreativen Näh-Team zur Freude der Beschenkten hergestellt. Ihre Entstehung ist mit viel Lachen, viel Vorfreude und noch mehr Spaß am gemeinsamen Tun verbunden.
IfSB „trägt“ seit 50 Jahren
Und noch ein aktuelles Beispiel: Die Fahne vom 50-jährigen Jubiläum des IfSB wurde diesem Näh-Team zugespielt. Ralph Müller, Kollege im Fachbereich FSP, fertigte diese praktische und für allerhand Verwendungszwecke nützliche Tasche. Sie wird unter den Abonnentinnen und Abonnenten des IfSB-Newsletters verlost.
Ulrike Bertrand
* Bildung für nachhaltige Entwicklung:
Die internationale UNESCO-Bildungskampagne „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ (BNE) verfolgt als Ziele die chancengerechte Entwicklung, ein Leben in Frieden und ein dauerhaftes tragfähiges Ökosystem. Daraus resultierend orientieren sich Bildungsziele und Lehrpläne an den Voraussetzungen für Nachhaltigkeit. Nachhaltigkeit bezieht sich dabei nicht nur auf Ressourcen, Umwelt- und Naturschutz, sondern beinhaltet auch globale Perspektiven auf das Zusammenspiel von Umwelt, Wirtschaft und Gesellschaft und den Blick auf nachfolgende Generationen, was als Generationengerechtigkeit bezeichnet wird.
Nachhaltige Bildung soll über die Vermittlung von Faktenwissen hinausgehen. Werte und Kompetenzen werden vermittelt und Menschen so dazu befähigt, vorausschauend zu denken, autonom zu handeln, an gesellschaftlichen Entscheidungsprozessen teilzuhaben und sich interdisziplinäres Wissen anzueignen. Ein thematischer Fokus liegt auf Konsum, Energie und Fortbewegung. Doch auch Geschlechtergerechtigkeit, eine Kultur des Friedens und der Gewaltlosigkeit sowie Weltbürgerschaft und Wertschätzung kultureller Vielfalt finden Beachtung.
Quelle: Bundeszentrale für politische Bildung, mehr dazu finden Sie hier.