24.11.2024 – RAVENSBURG: „Mit Anerkennung! Heilpädagogik in der Erkundung von Potenzialen“ – so lautete das Thema der Fachtagung des Berufs- und Fachverbandes Heilpädagogik (BHP) e.V. in Erfurt. Annähernd 600 Interessierte hatten sich auf den Weg zur Tagung gemacht. Darunter auch 25 Heilpädagoginnen und Heilpädagogen vom IfSB. Mit dabei die Leiterin der Fachschule Heilpädagogik Heidi Fischer; langjähriges Vorstandsmitglied im BHP und selbst davon überzeugt, dass Menschen weiterkommen, wenn sie sich vernetzen und miteinander kooperieren.
Heilpädagogik wird dringend gebraucht
Inmitten von so vielen Gleichgesinnten sowie Vertreter:innen aus Forschung und Politik wird deutlich: Heilpädagogik ist eine Profession, die dringend notwendig ist, um in der Gesellschaft und ihren Institutionen zu wirken und hineinzuwirken. „Euere Arbeit ist von unschätzbarem Wert, da Ihr Barrieren abbaut, Diskriminierung überwindet und die gesellschaftliche Teilhabe von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen mit Behinderungen und psychischen Erkrankungen fördert“, betonte Ver.di- Boss Frank Werneke in seinem Grußwort.
Anerkennung grundlegende Haltung
Anerkennung stellt eine Grundlage, wenn nicht sogar die Haltung dar, vor der aus Heilpädagogik gelebt und realisiert wird. Die grundlegende Auseinandersetzung mit Anerkennungsprozessen und -vollzügen stand deshalb im Mittelpunkt der Tagung. In Vorträgen, Denkräumen und Workshops hatten die Teilnehmende drei Tage lang die Möglichkeit diese in und für die Praxis der Heilpädagogik zu reflektieren.
„Euer Einsatz für Gerechtigkeit und Solidarität, festgehalten in den Grundwerten der Menschenrechtsprofession, ist bewundernswert und unerlässlich für den Aufbau einer offenen, vielfältigen und toleranten Gesellschaft“. (Frank Werneke)
Neue Impulse durch hochkarätige Referent:innen
Im Eröffnungsvortrag beleuchtete Tine Haubner die Ursachen der ambivalenten Anerkennungskultur gegenüber Sorgeberufen und plädiert für eine neue Perspektive, die den Fokus auf die Zentralität menschlicher Sorgebedürfnisse setzt.
Prof. Annedore Prengel fordert eine Pädagogikethik und stellt maßgebliche Prinzipien einer solchen vor. Ethische Maßstäbe für pädagogisches Handeln bieten die grundlegende menschenrechtliche Anerkennung, den Aufbau anerkennungsförderlicher Strukturen sowie anerkennendes Handeln in kollegialen und pädagogischen Beziehungen.
Prof. Markus Dederich ging der Frage nach dem Zusammenhang von Anerkennung und Teilhabe (und deren Einschränkung) sowie von Anerkennung und Zugehörigkeit bzw. Nicht-Zugehörigkeit im Hinblick auf die heilpädagogische Disziplin und Profession nach.
Die Fachtagung schlägt Brücken
Im Laufe der Fachtagung wurden Brücken geschlagen zwischen einer theoretischen Begründung von Anerkennung und der heilpädagogischen Praxis. Es entstanden aber auch Brücken zwischen der Heilpädagogik und anderen Disziplinen. Ein Podiumsgespräch mit Dr. Angela Ehlers, der Vorsitzenden des Verbandes des Sonderpädagogen hat uns sehr gefreut. Dr. Ehlers forderte strukturelle Veränderungen für Schulen, mit dem Ziel, Teilhabe und Inklusion gemeinsam ressourcenorientiert Wirklichkeit werden zu lassen. Dazu gehöre die Arbeit in multiprofessionellen Teams, denen auch Heilpädagoginnen und Heilpädagogen zwingend gehören müssen.
Es waren spannende, inspirierende und Mut machende Tage in Erfurt über die wir noch öfters miteinander ins Gespräch kommen werden. Das Resümee der Studierenden: „Es ist gut zu erleben, dass auf der Tagung die Herausforderungen unseres Berufes in den Blick genommen werden, Zugehörigkeit erlebbar und miteinander Handlungsoptionen angedacht werden – auch wenn es nur ganz kleine Schritte sind.“ Bei der Bundesfachtagung des Berufsverbandes Heilpädagogik 2025 in Erfurt sind wir wieder dabei!